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Friedenspreis 2002: Dokumentarfilmgruppe Rothenburg o. d. T.

Die Dokumentarfilmgruppe Rothenburg<br>

Die Dokumentarfilmgruppe Rothenburg

Den mit 1000 Euro dotierten Würzburger Friedenspreis erhält 2002 die Dokumentarfilmgruppe der Oskar-von-Miller-Realschule in Rothenburg o. d. Tauber. Seit 1982 setzen sich Schülerinnen und Schüler mit der Nazi-Zeit auseinander, sprechen mit Augenzeugen und Nachkommen, forschen in Archiven, erarbeiten Filme und sind bei den Vorführungen dabei, um mit den Zuschauern über das dokumentierte Geschehen zu sprechen.

Zu ihrem Thema Erinnerung, Aufarbeitung und Versöhnung sind sie durch einen Hinweis auf das Geschehen im Dorf Brettheim gekommen, ganz in der Nähe von Rothenburg o. d. T.: Nazi-Willkür und Zivilcourage Einzelner, sinnloses militärisches Aufgebot und Bombardierung des Dorfes in den letzten Wochen des Zweiten Weltkrieges werden in den Filmen "...und man wollte doch Unheil vermeiden!" und "Als der Frieden schon so nah war!" gezeigt. Später erarbeitete die Filmgruppe eine Dokumentation über Willi Graf, Mitglied der Widerstandsgruppe Weiße Rose, nach Gesprächen mit seiner überlebenden Schwester. 

An die Vernichtung des Dorfes Oradour-sur-Glane im Juni 1944 durch eine SS-Kompanie wird im ersten französisch-deutschen Film der Gruppe erinnert. Neue Filmideen gelten dem Umgang mit dem Fremden und den Fremden in Deutschland, Beiträgen zur Versöhnung auf dem Balkan und Vertrauen bildenden, gewaltfreien Umgangsformen.

Was ist das Besondere an der Arbeit der Dokumentarfilmgruppe Rothenburg?

  • Das Engagement der Jugendlichen und ihres Lehrers Thilo Pohle geht weit über das Filmemachen hinaus und wächst und entwickelt sich zu einem ermutigenden Prozess der Erinnerungs- und Versöhnungsarbeit vor Ort und über Grenzen hinweg.
  • In einer sowjetischen Garnison in Thüringen entstand eine russische Fassung des Brettheim-Films, in Kooperation mit der amerikanischen High School in Würzburg eine englische Fassung. Das Projekt konnte auf Einladung des Goethe-Institutes in den USA, Kanada, Russland und verschiedenen europäischen Nachbarländern vorgestellt werden.
  • Bei den Filmvorführungen sind fast immer Jugendliche dabei, die den Film mit gedreht haben, denn die anschließenden Gespräche bilden einen wesentlichen Teil der Arbeit.
  • Die Gruppe besteht aus mittlerweile fünf Schülergenerationen. Auch nach dem Schulabschluss bleiben viele FilmschülerInnen dabei und geben ihre Erfahrungen an die Jüngeren weiter.

Häufig wird die Filmgruppe Rothenburg nach konkreten Anlässen zu Projektvorstellungen eingeladen: nach gewalttätigen oder rechtsradikalen Vorkommnissen an Schulen, nach rechtsextremistischen Aufmärschen, nach Wahlergebnissen mit hohem rechtsradikalen Anteil.

Darüber hinaus ist die Filmgruppe mehr und mehr vorbeugend und als Vorbild gefragt: mit ihren Projektvorstellungen sollen SchülerInnen und Lehrkräfte sensibilisiert und angeregt werden, über den Schulalltag hinaus selbst die Initiative zu ergreifen und mit Projekten ihre Kreativität, ihre Phantasie und ihr Engagement für Demokratie, Achtung der Menschenwürde und friedliches Zusammenleben zu zeigen.

Das Komitee Würzburger Friedenspreis lädt Würzburgs BürgerInnen herzlich ein: Kommen Sie zur Preisverleihung am 21.7.2002 um 11 Uhr ins Mainfrankentheater Würzburg!

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